Lawinenkurs und Sicherheitstraining vom 17.-19.01.25 an der Alpe Mittelberg.

Endlich, bei 45 Metern ein erstes Signal. Jetzt laufen, immer in Richtung des digitalen Pfeiles. 30, 20, 10 Meter, das akustische Signal verändert sich. Das Piepsen nimmt zu. Beginn eines konzentrierten Tanzes in gebückter Haltung auf dem Schnee: Vor, zurück, rechts, links, nein doch rechts. Das Geräusch sammelt sich zum durchgehenden Ton, die Abstandsanzeige jetzt fast auf 0. Also Stelle schnell markieren, bevor die lange Alu-Stange wiederholt in den Boden schießt. Beim 9. Versuch endlich Kontakt und ein metallisches „Tock“: Die vergrabene Schaufel ist gefunden und unter ihr das signalsendende Lawinenverschüttetensuchgerät, kurz LVS genannt.Was hier fast 5 Minuten dauert, kann Verschütteten im Notfall das Leben retten, sofern sie ein derartiges Gerät am Körper tragen und von einem Unbeteiligten mit gleichem Gerät geortet werden können.

Dafür müssen die Suchenden der DAV-Sektion Schrobenhausen aber noch schneller werden. Also üben, üben, üben. Grobsuche, Feinsuche, Sondieren und Ausgraben nach strikt vorgegebenem Schema. Die Abläufe werden routinierter für das kleine mit der Bahn bereits am Vortag angereiste Team aus Schneeschuhgehern, das hier im Allgäu direkt unterhalb der Alpe Mittelberg nun den Schnee durchfurcht. Sondieren im tieferen Schnee und Suchpraktiken bei Mehrpersonen-Verschüttung schließen sich an. Gefunden wird an diesem Tag alles und mit Übung sogar deutlich fixer…na ja…alles außer Wolken am Himmel, Minusgraden oder Wind. Also perfekte Bedingungen, den restlichen Nachmittag nach der ganzen Praxis zunächst noch auf der Hüttensüdseite im Angesicht des wärmenden Fixsterns zu verbringen. Am Abend dann die bereits legendären Kasspatzen und diese vorsorglich in Gesellschaft einiger freiwilliger Feuerwehrler. Zum Glück nicht im Nebenraum, wo sich der bullernde Ofen von einem mehr liegenden als sitzendem Junggesellenabschied überaus wohlwollend füttern lässt und kurz vor dem Schmelzpunkt zu stehen scheint. Ein, zwei flüssige Nahrungsergänzungsmittel später wird kurzerhand eine Stirnlampe in die Ritzen der alten Stubendecke geklemmt und die hölzerne Tischoberfläche muss der DAV-Karte zur Tourenplanung für den nächsten Tag weichen: Nochmals Auswertung und Beurteilung von Lawinenlagebericht, Schneeverhältnissen und möglicher Routenverläufe. Dann ist die Tour abgesteckt und im Kasten, zumindest theoretisch.

Der nächste Morgen begrüßt die Mannschaft schon im Matratzenlager mit freiem Blick auf den Wächter des Allgäu, den Grünten. Frühstück und guter Kaffee motivieren zusätzlich. Also Rucksäcke packen, teils leicht beschwert mit vor Ort gekauftem Sennenkäse direkt vom Erzeuger. Die LVS-Geräte werden angelegt und wie in den Tagen zuvor gelernt auf Funktion überprüft. Es geht nach Südwesten Richtung Sedererstuiben. Hangsteilheit, Windgangeln, Wechten und wechselnde Schneebeschaffenheit werden studiert, bis der 1737 m hohe Gipfel über nordseitige Querung schließlich erreicht wird. Nach kurzer Rast gesellen sich die Schneeschuhe zum Käse denn der weitere Weg folgt südlich exponiert bergab über bereits teilweise schneefreies Gelände. Das Auge sucht förmlich die ersten Frühlingsblüher in der schon leicht flirrenden Luft, doch die bunte Vegetation versteckt sich noch, ist ja erst Januar. Und eine Karte in der Tasche zu haben ist durchaus vorteilhaft, wenn der Weg aus den Augen verloren wird…nach kurzem Check ist der Trupp wieder auf Kurs. Vorbei an riesigen Ahornen wird das Gunzesrieder Tal erreicht: Wind- und sonnengeschützt öffnet sich im Talboden eine reifüberwachsene Landschaft mit besten Optionen für Langlauf oder zum  Schlittenfahren. Eine kurze Einkehr in Gunzesried wird gerne wahrgenommen bevor das Sammeltaxi zum Bahnhof Blaichach ruft. Von dort geht es über Immenstadt zurück nach Hause und wie gewohnt leicht verspätet, schließlich wird mit der deutschen Bahn gefahren.

Als Fazit bleiben viele neue Erkenntnisse und Fähigkeiten bei drei tollen Traumwettertagen im Schnee. Und ein kleines Bedürfnis für einen großen Dank an den Organisator der Schulung, danke Bernhard!