Die Sektion Schrobenhausen im Deutschen Alpenverein

Die Kenntnis der Alpen und anderer Gebiete, auch im Ausland, den Interessierten zu vermitteln war u. a. der Anlass zur Gründung der Sektion Schrobenhausen im D.u.Oe.AV. So steht es in der ersten Satzung der Sektion. Am 10. Dezember 1898 trafen sich dazu 24 Herren im Brauhaus Öfele. Der Anstoß dazu ging von den Herren Fabrikbesitzer Georg Hitl und Apotheker Anton Weinmiller aus. Beide waren schon Mitglied in den Sektionen München, bzw. Darmstadt. Vorsitzender der neuen Sektion wurde Georg Hitl. Er war der Besitzer der Prägeanstalt Poellath. Mit Vorträgen namhafter Referenten und Fahrten in die Berge wurde den Mitgliedern schon in den ersten Jahren ein reichhaltiges Programm geboten. Der erste Vortrag fand am 15. Januar 1899 statt. Hauptlehrer Stubenvoll aus Aichach sprach über „Unsere Beziehung zu den Bergen“. Ein weiterer Referent war Julius Payer, der von seiner Nordpolfahrt berichtete. Weitere Vorträge gab es über Italien, Spanien, Ungarn. Paris, Palästina und Ägypten. Dazu wurde von der Sektion ein eigener Projektionsapparat angeschafft. Zu den Vorträgen waren nur Mitglieder geladen. Wenn Gäste willkommen waren, wurde dies in der Einladung besonders erwähnt. Bergfahrten führten die Mitglieder in die Bayerischen Berge, nach Österreich und in die Dolomiten. Letztere waren neben den Allgäuer Alpen die Lieblingsberge des Sektionsgründers Georg Hitl. Allein fünfmal erstieg er die Mädelegabel.

In den Jahren bis zum 1. Weltkrieg erfolgte eine ständige Aufwärtsentwicklung. Neben anderen gab es 1914 eine sechstägige Sektionstour in den Wilden Kaiser und auf das Steinerne Meer. Dem Programm nach war dazu eine gute Kondition erforderlich, zumal damals die Wege und Übernachtungsmöglichkeiten in den Bergen noch nicht so gut waren wie heute.

Der 1. Weltkrieg brachte das Sektionsleben vollkommen zum Erliegen. Erst im Jahre 1919 kam es mit der Wahl von Apotheker Josef Bachhuber zum 1. Vorsitzenden wieder zu verstärkten Aktivitäten. So gab es Touren im Altmühltal und in den Bergen. Der Mitgliederstand war auf 89 angewachsen. Es wurde auch die Tradition der Weihnachtsfeiern und Faschingsbälle wieder aufgegriffen. Letztere waren immer ein Höhepunkt im Schrobenhausener Gesellschaftsleben.

Am 07. Februar 1923 verstirbt der Sektionsgründer Hofrat Hitl. Mit ihm verliert Schrobenhausen eine große Persönlichkeit. Er war in den meisten Vereinen und Organisationen der Stadt aktiv tätig. Für seine Verdienste um die Medaillenkunst und um das Vaterland wurde, wie es in einem Nachruf heißt, dem Privatgelehrten der Titel Hofrat verliehen. Im Inland und auch im Ausland genoss er großes Ansehen. Er war sehr sprachbegabt. Dazu belegte er an Hochschulen in München und Paris Kurse in Englisch, Französisch, Provenzalisch, Russisch und mehreren orientalischen Sprachen. Seine Liebe zum Orient wird wohl der Grund gewesen sein, warum es in der Sektion immer wieder Vorträge über den Orient gab.

Zum 25‑jährigen Jubiläum lebten noch acht Gründungsmitglieder. Es gibt ein großes Fest mit Gesangs‑, Instrumental‑ und Wortbeiträgen. Mit der Ouvertüre zu „Dichter und Bauer“ wird das Fest eröffnet. Es folgt u. a. ein von Oberlehrer Steinberger verfasstes Weihespiel. Es gibt Ehrungen für 25‑,jährige Mitgliedschaft. Dazu wird die Satzung geändert. Darin heißt es, dass die Ehrenzeichen vom Besitzer persönlich bei Bergfahrten am Hut zu tragen sind. Nach dessen Ableben sind sie von den Hinterbliebenen zurückzugeben.

Seit 1910 gab es in Schrobenhausen einen zweiten Alpinen Verein, den „Alpenverein Edelweiß“. Er wurde vom Rechtskonsulenten F.X. Granvogl gegründet, nachdem sein Aufnahmeantrag in die Sektion des D.u.Oe.A.V. abschlägig beschieden wurde.

Der neue Verein richtete an den D.u.Oe.A.V. einen Aufnahmeantrag, dem aber nach einem Einspruch der Sektion Schrobenhausen nicht stattgegeben wurde. Der Alpenverein Edelweiß hatte ungefähr die gleiche Mitgliederzahl wie die Sektion. Die Mitglieder mussten zur Aufnahme in den Verein im Gegensatz zur Sektion keine Bürgen beibringen. Das Verhältnis der beiden Vereine zueinander war ein freundschaftliches.

1925 erwarb der „Alpenverein Edelweiß“ auf dem Mahlberg bei Königslachen ein Waldgrundstück und errichtete darauf die Edelweißhütte. Speisen und Getränke durften lt. Schankerlaubnis des Bezirksamtes nur an die Mitglieder ausgegeben werden. Dadurch sollten die Wirtschaften in der Aumühle und in Königslachen geschäftlich nicht beeinträchtigt werden. Erst 1934 wurde dies geändert. Auf der Edelweißhütte gab es in der Folgezeit immer wieder Treffen der beiden Schrobenhausener Alpenvereine mit anderen Sektionen. In den Hüttenbüchern wird darüber berichtet.

Die Edelweißhütte wird bald zu einem beliebten Ausflugsziel für die Bewohner Schrobenhausens und der weiteren Umgebung. Bis in die 70‑er Jahre gab es auf der Hütte auch ein Lager mit 16 Schlafplätzen. Ab 1953 gibt es auf der Edelweißhütte elektrischen Strom und ab 1962 auch fließendes Wasser. Auch später gibt es immer wieder Verbesserungen. Es wird eine Toilettenanlage errichtet. an die später ein Geräteraum angebaut wird. Eine neue Holzhütte wird errichtet und auf der Hütte wird nach fast 60 Jahren das Dach erneuert. Auch die Küche wird modernisiert und mit elektrischen Geräten ausgestattet. Als letzte große Maßnahme wird die Hütte an das städtische Kanalnetz angeschlossen. Zugleich wird ein leistungsstärkeres Stromkabel verlegt. Der ehemalige Lagerraum im ersten Stock wird zu einem Jugend‑ und Gastraum umgestaltet. Die Gaststube im Erdgeschoß ist aber bis heute unverändert geblieben Im Hüttenbuch des „Alpenvereins Edelweiß“ ist unter dem Datum 23. März 1930 eine Zeichnung zu sehen, auf der der Kachelofen mit den Ofenstangen darüber dargestellt ist. Beides ist noch heute vorhanden und  wird es hoffentlich auch bleiben.

Für den „Alpenverein Edelweiß“ wird das Jahr 1933 mit dem politischen Machtwechsel zum Schicksalsjahr. Im Zuge der so genannten Gleichstellung muss sich der Verein auflösen oder einer Sektion des D.u.Oe.A.V. anschließen. Die Mitglieder entschließen sich zu letzterem. Es gab von Seiten der neuen Machthaber schon Überlegungen, die Edelweißhütte in ein Hitlerjugendheim umzuwandeln. In der Satzung aber war festgelegt dass bei Vereinsauflösung die Hütte mit allen Rechten und Pflichten an die Sektion übergeht. Auf diese Weise kam die Sektion zu einer Hütte. Sie ist auch heute noch der Mittelpunkt des Sektionslebens.

Am Samstag und Sonntag ist die Hütte bewirtet. Dies wird auch sehr gut genutzt.

Während des 2. Weltkrieges kam das Sektionsleben wieder einmal zum Erliegen. Erst am 18. Dezember 1947 gab es eine Mitgliederversammlung, bei der Josef Bachhuber wieder zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde. Er hatte die Sektion schon seit 1919 geführt. Es mussten auch fünf Bürgen bestimmt werden, die die Neulizenzierung zu beantragen hatten. Auch die Satzung musste neu beschlossen werden. Von der Militärregierung wurde die Lizenz erteilt.

1948 verstarb Josef Bachhuber. Als Nachfolger wurde sein Sohn Apotheker Walter Bachhuber gewählt. Durch die Inflation war das Vermögen der Sektion stark geschrumpft. Um eine würdige Feier des 50‑,jährigen Jubiläums gestalten zu können, rief der Vorsitzende die Mitglieder zu einer Spende auf. Es gab nun auch wieder Sektionstouren. Die erste führte 1948 drei Tage auf das Steinerne Meer. Diese Dreitagetouren wurden bis heute beibehalten. Auch die Vortragstätigkeit wurde wieder aufgenommen. und es gab wieder Traditionsveranstaltungen wie Weihnachtsfeiern und Edelweißbälle. Seit 1950 gibt es auch jährlich eine Maibowle. Oft kommen auch Nachbarsektionen auf die Hütte.

1980 ging die „Ära Bachhuber“ zu Ende. Aus Gesundheitsgründen kandidierte Walter Bachhuber nicht mehr. 29 Jahre waren Josef Bachhuber und 32 Jahre sein Sohn Walter Bachhuber die 1. Vorsitzenden der Sektion. Sie haben maßgeblich mit dazu beigetragen, dass die Sektion einen guten Namen im Vereinsleben der Stadt hat. Nachfolger wurde der Ver­sicherungskaufmann Franz Josef Judith, der den Vorsitz vier Jahre später (1984) an den Dipl. Ing. Alois Wegmann abgab. Von 2000 bis 2006 leitete der Ver­sicherungskaufmann Roman Müller die Geschicke der Sektion. Seit 2006 ist der Techniker Peter Meier Erster Vorsitzender.

Mit über 700 Mitgliedern zählt die Sektion heute zu den mitgliederstärksten Vereinen der Stadt. Ein Hauptaugenmerk gilt der Jugend. Seit 1980 wurde das Angebot an Wanderungen und Bergfahrten stark erweitert. Es gibt weiterhin die Dreitagestouren. Dazu kamen eine Zweitagestour und mehrere Tagestouren, eine Frühjahrs‑ und eine Herbstwanderung. Es finden Kletterfahrten und Skitouren statt. Seit 10 Jahren gibt es auch drei „Dienstagwandergruppen“. Jeden zweiten Dienstag im Monat gibt es Halbtagswanderungen und jeden vierten Dienstag Ganztagswanderungen. Erstere führen durch die engere Heimat und in das Altmühltal, letztere im Sommer in die Berge und im Winter auch in das Altmühltal. Nicht selten beteiligen sich dabei dreißig und mehr Wanderer. Mit Vorträgen über Verhalten in den Bergen, Seiltechnik u.a. ist die Sektion bestrebt, die Sicherheit der Mitglieder in den Bergen zu erhöhen. Mit Nachtwanderungen, Lagerfeuer und ähnlichem soll die Jugend für die Mitgliedschaft in der Sektion begeistert werden. Neben den Bergfahrten in die heimische Bergwelt zieht es Mitglieder immer wieder hinaus auf  großen Berge der weiten Welt. So ist die Sektion bemüht, allen Altersgruppen etwas zu bieten.